Sonntag, 9. Februar 2025 – „Sohn ist aus der Kirche ausgetreten und Tochter lässt Kind nicht taufen ..“ – Christsein heute

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER


Vielleicht sollten wir in unserer Zeit, in der es nicht mehr so selbstverständlich ist Christ zu sein, eines tun, nämlich Dennoch-Christen oder Trotzdem-Christen sein. Wie dennoch und der Welt zum Trotz Christen sein?

Predigt von Maximilian PÜHRINGER
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift

Wenn Kinder sich vom Christentum abwenden

Wie das geht zeigen uns drei Worte aus dem heutigen Evangelium. Erstens: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Das kennen wir irgendwie. „Es hat ja doch keinen Zweck!“ Wie oft denken und sagen wir das! Seit Monaten pflege ich die Mutter und es geht ihr nicht besser. Viele Jahre rackere ich mich im Betrieb ab, aber die erhoffte Beförderung hat erneut ein anderer bekommen. Wie sehr haben wir uns um eine gute Erziehung unserer Kinder bemüht und ihnen auch religiös ein gutes Beispiel gegeben. Jetzt ist der Sohn aus der Kirche ausgetreten und die Tochter lässt ihr Kind nicht taufen. Und auf der Ebene der Seelsorge in den Pfarren ist es ähnlich. Vieles wird noch angeboten. Doch wen kümmert es?

Die Zeiten der Volkskirche sind vorbei

Manches wird weniger, auch wenn es bei uns noch besser ist als anderswo. Jedenfalls, von brechend vollen Netzen (–> siehe Evangelium weiter unten) sind wir weit entfernt. Wenn auch noch Affären und Skandale dazukommen, dann ist die Wirkung katastrophal. Ein enormer Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust! Wird dann nicht innerhalb kürzester Zeit so viel kaputt gemacht, was über Jahre und Jahrzehnte mit viel Fleiß und Mühe, aber oft auch mit Herzblut und Leidenschaft aufgebaut wurde? Wie reagieren? – Jammern? Resignieren? Dienst nach Vorschrift? Macht doch, was ihr wollt! Nach mir die Sintflut. „…die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“

Das (noch) reichen Staaten Europas verlieren den (christlichen) Glauben

Viel Frust steckt hinter dieser Aussage. Sind uns persönlich im Leben, aber auch als Kirche in Österreich die Nächte des Scheiterns nicht sehr nahe? Kennen wir die Vergeblichkeit der leeren Netze nicht allzu gut? Immer volle Kirchenbänke, Schlangen vor den Beichtstühlen? Das war einmal. Vorbei die Zeiten voller Priesterseminare und einer Vielzahl von Ordensberufen. Vorbei die Zeiten selbstverständlicher Glaubensweitergabe, die Zeit der Volkskirche. Kirchliche Sozialisation ist weithin Vergangenheit. Stattdessen: Exodus aus der Kirche. Dümpelt das „Schifflein Petri“ noch vor sich hin oder ist es schon am Sinken? „…die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Etwas finde ich erstaunlich bei Simon Petrus: dass es ihm nämlich gelingt, den Schalter umzulegen. Nach einer Nacht der leeren Netze und vergeblicher Mühe fordert.

Kirche muss zurück zu ihren Wurzeln und wieder missionarisch werden

Zweitens: „Fahrt hinaus!“ Noch einmal hinausfahren? Jesus sagt nicht: Es wird leicht. Er garantiert keine vollen Netze. Er sagt nur: Probiert es einfach noch mal! Riskiert es gegen alle „Aber“ und gegen alle Skepsis. Resigniert nicht! Steckt den Kopf nicht in den Sand! Habt Mut! – Das gilt auch uns heute! Die Flügel nicht hängen lassen! Nicht aufgeben! Es neu wagen, hinausfahren. Gott zum Thema machen. Über den Glauben sprechen, ihn bezeugen. Gefragt ist eine missionarische Kirche, gefragt ist missionarisches Christsein! Ich bin überzeugt: der Christ der Zukunft wird ein „Dennoch-Christ“ sein, ein „Trotzdem-Christ“. Und das ist es, was wir meines Erachtens heute brauchen: Christen, die an der Kirche leiden und sie dennoch lieben. Christen, die trotz des schlechten Images der Kirche und heftiger Kritik von allen Seiten, nicht abwandern, sondern ihr die Treue halten, bleiben und wo immer möglich sich einbringen und mitgestalten.

Mehr auf Gott hinhören als nur auf sich selbst vertrauen

Drittens: „Auf dein Wort hin!“ Gegen jedes bessere Wissen und gegen langjährige Erfahrung, einzig auf das Wort Jesus hin ist Petrus noch einmal hinausgefahren. Wenn und weil er es sagte, auf sein Wort hin. Auf Gottes Wort hin baute Noah die Arche, obwohl es noch gar nicht regnete und er sich zum Gespött der Leute machte. Auf Gottes Wort hin sprach Maria ihr Fiat, „Mir geschehe!“ Trotz Fragen, und obwohl sie nicht wusste, wie das geschehen soll, sagte sie Ja und ist dabei geblieben bis unters Kreuz. Und hat auch dann noch einmal in der Auferstehung ihres Sohnes erlebt, was ihr der Engel schon bei der Verkündigung sagte: „Für Gott ist nichts unmöglich.“

Entweder ist man überzeugter Christ oder bald gar keiner mehr

„Auf dein Wort hin!“ Was heißt das für uns? Zunächst einmal auf sein Wort hören, sodann ihm folgen, es befolgen, danach handeln. Weiterhin heißt für die Kirche und für uns, sich nicht einbunkern, sich nicht hinter bunten Kirchenfenstern verkriechen, sondern uns hinauswagen, hinausfahren, die Netze auswerfen! Das heißt auch: Uns unseres Glaubens und unserer Kirchenzugehörigkeit nicht schämen, uns dazu bekennen und vor allem unser Christsein überzeugend leben. Tun, was wir tun können, und gleichzeitig alles von Ihm erwarten! Glauben! Vertrauen!

Liebe Brüder und Schwestern!

Unsere Zeit braucht Dennoch-Christen und Trotzdem- Christen. Christen, die trotz leerer Netze noch einmal hinausfahren, und das nicht bloß aus Eigeninteresse, sondern auf sein Wort hin. „Auf dein Wort hin,“ möchte ich trotzdem, möchte ich dennoch Christ sein. Trotzdem-Christen und Dennoch-Christen sind heute gesucht. Amen.


Sonntags-Evangelium

 In jener Zeit, als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennésaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren.

Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.

Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.

Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten.

Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.

Bildnachweis: FPP


Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Verfasst am: 09.02.2025
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