Sonntag, 1. Dezember 2024 – Erster Advent – Warten auf einen Neubeginn
DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER
„Prosit Neujahr – Gutes neues Jahr,“ so sagen wir es gewöhnlich am 1. Jänner. Es ist auch heute angebracht, denn heute, mit dem ersten Adventsonntag, beginnt ein neues Kirchenjahr. Das wäre doch auch eine gute Möglichkeit für einen persönlichen Neuanfang. Da möchte ich uns dreifach auf die Fährte locken. Erstens: Neuanfang im Entdecken.
Predigt zum 1. Advent, am 35. Sonntag im Jahreskreis, am 1.12.2024
Evangelium: Lk 21,25-28.34-36
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift
Wir brauchen wieder ein Gespür dafür, dass es „heilige Zeiten“ gibt
Im Laufe eines Kirchenjahres gibt es viel zu entdecken, was den Glauben stärkt. Thomas Halik ein tschechischer Priester und Schriftsteller schreibt hier Folgendes im Blick auf seine eigene Lebensgeschichte: „Ich erinnere mich, dass eine der bedeutendsten Veränderungen in meinem Leben, als ich zu einem gläubigen Christen wurde, ein ganz neues Erleben der Zeit war. Allmählich entdeckte ich die Architektur des Kirchenjahres: seine einzelnen Phasen und deren Farben, Düfte, Melodien und deren Poesie – den Advent, die ganze Weihnachtszeit, die vorösterliche Fastenzeit und die fünfzigtägige Osterzeit einschließlich der Pfingstnovene und des Pfingstfestes. Dank des jährlich wiederkehrenden rhythmischen Wechsels der liturgischen Jahreszeiten erlangte ich in meinem Erleben eine neue Tiefe und Dynamik, und diese geistliche Erfahrung gab meinem Leben eine neue Dimension.“
Ich kann das persönlich nur unterschreiben. Ich darf ja als Priester das Kirchenjahr sehr intensiv erleben und feiern, das tägliche Stundengebet, die tägliche Messe, die Auseinandersetzung mit den Schrittexten des Tages oder der im Kalender verzeichneten Heiligen. Da lässt sich immer wieder so viel Stärkendes und zu Herzen Gehendes entdecken. Da kann man die Zeit von Gott begleiten lassen. Ich denke, dass wir alle wieder ein Gespür entwickeln müssen, dass es heilige Zeiten gibt, ja ein Gespür für heilige Zeiten. „Wir sagen euch an eine heilige Zeit,“ singen wir in einem Adventlied.
Heilige Zeiten am Punschstand entdecken?
Es liegt an uns, ob der Advent eine heilige Zeit wird. Es gibt viele Möglichkeiten dafür. Nützen müssen wir sie, und das ist schon etwas mehr als Punschstand, Kekse und Weihnachtsfeiern, die eigentlich gar nicht so heißen, denn vor dem Abend des 24. Dezember oder ganz strenggenommen vor dem 25. Dezember kann man gar nicht Weihnachten feiern. Begeben wir uns an diesem „Neujahrstag“ auf Entdeckungsreise durch das Kirchenjahr entdecken wir heilige Zeiten, machen wir unsere Lebenszeit zu einer heiligen Zeit.
Geduldiger werden, Advent heißt warten
Neuanfang in Geduld und Gelassenheit. Advent heißt warten. Der Advent wird in drei Wochen wieder zu Ende sein, und nächstes Jahr dann wieder derselbe Ablauf. Aber wir Menschen sind immer im Advent. Unser ganzes Leben ist ein Advent. Und das ist immer in der Spannung zwischen dem „Schon“ und dem „Noch nicht“. Es braucht Geduld und Gelassenheit. Die Kirche, die Gemeinschaft der Gläubigen, ist schon in dieser Geschichte, trägt den Schatz des Evangeliums, der Sakramente und das Zeugnis der vielen Heiligen. Dadurch ist sie schon heilig, aber wir wissen auch, leider besonders schmerzlich in unserer Zeit, dass ihr noch viel von der Fülle an Heiligkeit fehlt, dass sie Sünden mitschleppt. Es ist schon viel da aber, noch nicht alles. Das macht einen menschlichen Advent aus. Diese Spannung gilt es auszuhalten, mit Geduld und Gelassenheit zu tragen, und ihr vor allem im Glauben zu begegnen. Wenn wir doch oft ein wenig geduldiger und gelassener wären mit uns selber, mit Gott, mit der Kirche, mit den Menschen.
Immer wieder neu beginnen dürfen mit Gottes Hilfe
Neuanfang im Aufrichten. Im Evangelium des ersten Adventsonntages begegnen uns immer endzeitliche Bilder. Aber um die geht es nicht. Es geht um etwas anderes, um die Worte Jesu: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nah.“ Als aufrechte Menschen sollen wir durch das Leben gehen. Advent als Zeit der Aufrichte-Übungen. Und diese Übungen gehen immer Richtung Gott. Es geht um eine neue Zuwendung des Menschen zu Gott. Letzten Halt findet der Mensch nicht bei sich selber, sondern in Gott. Von Gott dürfen wir uns getragen wissen, in allem, was geschieht. Der Mensch, der in Gott vertraut erwartet nicht alles von sich selber. Er weiß um seine Fehler und Schwächen bleibt jedoch nicht dabei stehen, weil er sich von Gott gestützt weiß. Aufrichten das ist die Aufgabe für den Advent. Aufrichten aus Egoismus, Gier, Neid und Angst. Aufrichten in gläubiger Erwartung, dass da nicht irgendwas daherkommen, sondern jemand. Und dieser Jemand ist kein Fremder. Wir kennen ihn. Wir dürfen ihn immer besser kennenlernen, damit er immer mehr unser Freund wird. Dieses Aufrichten heißt, dass nichts anderes, dass ich mit Gott rechne in meinem Leben. Mit Gott rechnen, darum geht es. Mehr braucht es nicht.
Liebe Brüder und Schwestern!
Heute ist ein Neujahrstag, ein Tag der uns einlädt zum Neubeginn. Fangen wir an dieses Kirchenjahr zu entdecken, um ein Gespür für heilige Zeiten haben. Fangen wir an geduldiger und gelassener zu werden. Er ist schon da, aber manches steht noch aus. Fangen wir an, dass wir uns aufrichten, um mit ihm zu rechnen, der im Kommen ist. Amen.
Sonntags-Evangelium
Evangelium: Lukas 21,25–28.34–36
Eure Erlösung ist nahe
25 „Es werden Zeichen an der Sonne, am Mond und an den Sternen sein, und auf der Erde wird den Völkern Angst und Verwirrung bevorstehen, während das Meer und die Wellen toben.
26 Die Menschen werden vor Angst vergehen und vor der Erwartung dessen, was über die Erde kommen wird; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
27 Dann werden sie den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.
28 Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Köpfe, weil sich eure Erlösung naht.“
34 „Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Völlerei und Trunkenheit und den Sorgen des Lebens, damit jener Tag nicht plötzlich über euch kommt.
35 Denn wie ein Fallstrick wird er über alle kommen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen.
36 Wacht also und betet jederzeit, dass ihr in der Lage seid, vor diesem allem zu bestehen, was geschehen wird, und zu bestehen vor dem Menschensohn.“
Bildnachweis: Image by WikiImages from Pixabay
Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.
HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))
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