Sonntag, 20. Oktober 2024 – Dienen oder sich bedienen lassen

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER


Jesus stellt das, was allgemein so üblich ist im heutigen Evangelium ziemlich deutlich in Frage. Er sagt: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen.“

Predigt 29. Sonntag im Jahreskreis, 20.10.2024 – Perikopen: Hebr 4,14-16 Mk 10,35-45
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift

Die Herrschaftsverhältnisse der Welt sind bekannt: Von oben herab auf die Menschen herunter. Machtmissbrauch, damals und heute in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, leider oft auch in der Kirche. Jesus stellt das Allgemeingültige in Frage. Das wird ihm Verfolgung, Leiden und Tod einbringen. „Bei euch soll es nicht so sein.“ Das ist der entscheidende Satz im Evangelium. Das typisch Christliche, das Proprium des Christen, ja der Christ soll anders sein. Aber wie?

Dienen oder sich bedienen lassen

Erstens: Bereitschaft zum Dienen. Jesus zeichnet die Konturen zur Nachfolge sehr klar. „Wer groß sein will, soll der Diener sein, wer der Erste sein will, soll der Sklave sein.“ Das sind sehr herausfordernde Worte. Aber daran wird die Jüngerschaft gemessen, an der Bereitschaft zum Dienen, oder sagen wir es anders, an der Bereitschaft zum Dasein für andere, für andere Menschen, aber auch wie ich bereit bin mich einzubringen in Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und dem Leben vor Ort.

Das ganze Leben Jesu ist Dienst und Hingabe. Man kann viele Dinge mit Hingabe tun: kochen, Freunde einladen, den kranken Vater pflegen, Kinder erziehen, sich für den Frieden engagieren. Bereitschaft zum Dienen und zur Hingabe? Denken wir ein wenig darüber nach, wie das in meinem Leben ist? Warum tue ich etwas, weil ich von den Leuten gelobt werde, weil es um Anerkennung geht, oder weil Bereitschaft zum Dienen und zur Hingabe dahintersteht, weil ich Gott, der Welt und den Menschen einen Dienst erweisen will?

Immer wieder auf den alltagstauglichen Gott hören

Zweitens: Gott an erster Stelle. Jesus geht es zuerst um Gott, den er den himmlischen Vater nennt. An anderer Stelle sagt er: „Nur einer ist euer Vater…“ Es geht um das Reich, die Herrschaft Gottes. Diese soll zur Geltung kommen. Wenn Menschen über Menschen herrschen, wenn Menschen groß sein wollen, dann wird das verdunkelt. Ja, wie soll man in einer Welt, in der alle groß sein wollen, in der sich viele als Herren aufspielen, das noch merken. „Ich wäre so gerne schon groß,“ sagen Kinder. Ja, der Mensch ist ein Gernegroß!

Die Menschen sollen aber spüren, wer der eigentliche Herr im Haus der Welt ist, nämlich Gott, ein mit uns lebensfähiger Gott – ein alltagstauglicher Gott. Das ist es. Gott ist alltagstauglich und darf nicht mehr aus dem Alltag hinausbugsiert werden, wie das halt so üblich ist. Die Menschen sollen bei uns spüren: Denen geht es wirklich um Gott. Oder unser Herr Jesus Christus einmal gesagt hat: „Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, alles andere wird euch dazugegeben.“ Das ist auch wieder viel Stoff zum Nachdenken an welcher Stelle Gott in meinem Leben steht.

.. weil wir gottesverwandt sind

Drittens: Wir sind Brüder und Schwestern. Das ist leicht dahin gesagt, aber in der Realität oft schwer zu sehen, gerade auch im Umgang. Wir sind Brüder und Schwestern. Im Kloster tun wir uns noch leichter, oder schummeln uns vielleicht ein bisschen drum herum. Da sprechen wir vom Mitbruder, von der Mitschwester. Im kleinen Wort mit, er ist mit mir, kann man sich den Nächsten vielleicht noch ein bisschen auf Distanz halten.

Wir sind Brüder und Schwester, da bleibt kein Platz mehr für Distanz. Da muss uns bewusst werden, dass wir alle verwandt sind, zwar nicht blutsverwandt, aber gottesverwandt. Und das ist viel mehr. Wir sind Brüder und Schwestern. Das wäre die Basisberufung in der Kirche, auf die alles aufbauen würde. Ich glaube da gibt es noch viel zu tun, dass wir uns einander als Brüder und Schwestern sehen, dass wir uns einander zu Brüdern und Schwestern machen.

Liebe Brüder und Schwestern!

„Bei euch soll es nicht so sein.“ Wir dürfen am typisch Christlichen in unserem Leben arbeiten, das ganz anders ist als das allgemein Gültige, was man eben so tut. Und nur weil es alle so tun, wird es auch nicht richtiger. Es braucht unsere Bereitschaft zum Dienen und zur Hingabe. Es geht darum, dass Gott an erster Stelle steht und wir als Brüder und Schwestern leben und uns auch so behandeln. Denken wir an der Hand Mariens, der Rosenkranzkönigin, die mit ihrem „Ja“ der Welt den größtmöglichen Dienst erwiesen hat, ein wenig über das Ganze nach. Amen.


Sonntags-Evangelium, 20. Oktober 2024

In jener Zeit traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu Jesus und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.  Er antwortete: Was soll ich für euch tun?

Sie sagten zu ihm: Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen! Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?

Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die es bestimmt ist. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes.

Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. (Bild: Fotor AI Premium)


Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Verfasst am: 20.10.2024
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