Sonntag, 13. Oktober 2024 – Im Herbst lernen die Bäume die Blätter loszulassen

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER


Mir ist er nicht unsympathisch, dieser Mann aus dem Evangelium. Er hat nämlich Fragen, nicht irgendwelche Alltagsfragen, sondern die entscheidende Frage überhaupt: „Was muss ich tun um das ewige Leben zu erben?“

Predigt 28. Sonntag im Jahreskreis, 13.10.2024 – Perikopen: Evangelium: Markus 10,17–30
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift

Ich fürchte, dass das heute nicht unbedingt die Hauptfrage der Menschheit ist, aber gut. Der Reiche denkt sich, dass er viel hat, auch viel Gutes, er hält die Gebote, aber wie wird das Leben insgesamt perfekt. Jesus gibt ihm eine Antwort, die ihn traurig macht: „Du hast nicht zu wenig, du hast zu viel. Lerne los zu lassen. Verkaufe was du besitzt.“ Was bedeutet das?

Die Liebe Gottes annehmen

Erstens: Die Umarmung durch Jesus annehmen. Da sah Jesus ihn an, gewann ihn lieb, wörtlich umarmte ihn. Diesen Satz übersieht man mitunter, aber es ist der Schlüsselsatz. Diese Zuwendung Jesu, die auch uns gilt, wäre die Chance in seinem Leben. Doch der reiche Mann kann die Umarmung nicht annehmen. Er hat die Hände zu voll. Das macht ihn traurig.

Es ist ähnlich wie wenn eine Mutter ihrem Kind zuruft: „Komm in meine Arme.“ Aber das Kind hat die Hände voll Spielzeug und kann nicht davon lassen. Es bleibt alleine. Beim Mann ist es genauso. Er vertraut dem Besitz mehr als der Umarmung Jesu. Er geht traurig weg. Er wird nicht verworfen deshalb, aber er ist traurig. Das Schicksal einer missglückten Jüngerberufung, das sich vielleicht irgendwie in jedem Leben einmal ereignet. Im Herbst lernen die Bäume die Blätter loszulassen. Manche Menschen lernen es nie. Wer die Umarmung Jesu erwidern will muss die Hände leer machen und sie ausstrecken.

Die Angst (etwas) zu verlieren macht eng wie ein Nadelöhr

Zweitens: Und da ist dann das Kamel mit dem Nadelöhr. „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das ein Reicher in das Reich Gottes kommt.“ Wie oft hat man versucht dieses Wort zu entschärfen, damit vielleicht doch das fetteste Kamel irgendwie durch das Nadelöhr durchgeht. Christian Morgenstern hat einmal spöttisch bemerkt: „Und in der Tat. Das Vieh ging durch, obzwar sich quetschend wie ein Lurch.“

Jesus hat wohl genau das gemeint, was er sagte. Die Angst zu verlieren, macht eng wie ein Nadelöhr. Diese Angst muss weg. Wer Jesus vertraut, der gewinnt viel dazu. Gott nimmt uns ja nichts, er schenkt uns so viel, er schenkt uns alles. Das müssen wir uns sagen. Dem dürfen wir trauen. Wieviel ist uns im Glauben geschenkt? Diese Frage darf uns beschäftigen. Man darf freilich einen Fehler nicht machen, nämlich sich auf die Armut im Geist berufen. Armut ist nicht nur eine Sache der Gesinnung. Ich kann nicht nur in der Gesinnung mit den Armen solidarisch sein. Es geht um mehr.

Es geht ums Teilen in einer Gesellschaft mit der Mentalität des Zu-Kurz-Kommens

Drittens: Es geht ums Konkrete, ums Teilen. Wie sehr der Besitz die Einstellung ändert und den Charakter verdirbt, das sieht man in unserem Wohlstandsland. Der Wohlstand hat wahrlich viel verdorben. Wie schwer fällt es uns, wenn wir kleine Einschränkungen hinnehmen müssen. Wie gut funktioniert in unserer Gesellschaft die Mentalität des Zu-kurz-Kommens. Wie schaut es mit unserer Bereitschaft zum Teilen aus? Das ist die Gretchenfrage in Sachen Armut.

Man denkt sich, Menschen, die viel besitzen können am ehesten etwas abgeben. Leider zeigt die Erfahrung das Gegenteil. Bei den Reichen kann man das Sparen lernen. „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Jesus vertraut darauf, dass bei Gott mehr möglich ist. Er kann ein gieriges Herz aufbrechen, er kann den Menschen von innen her verwandeln. Lassen auch wir uns immer wieder von Innen her aufbrechen und verwandeln.

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Mann im Evangelium ist nicht perfekt und auch wir sind es nicht. Aber die Frage nach dem ewigen Leben sollte das sein in unserem Leben. Wir kennen auch den Weg. Er geht über die Umarmung Jesu, die sich im Kamel mit dem Nadelöhr sehr radikal zeigt, und dass das Ganze dann auch wirklich konkret wird, durch tatkräftige Nächstenliebe. Den Weg kennen wir, gehen müssen wir ihn selber. Maria, die Rosenkranzkönigin, ist eine gute Wegbegleiterin, der wir uns anvertrauen dürfen. Amen.


Sonntags-Evangelium, 13. Oktober 2024

In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer der eine Gott.

Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.

Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!

Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber gerieten über alle Maßen außer sich vor Schrecken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?

Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen.

Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser und Brüder, Schwestern und Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.


Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


BILDNACHWEIS

  • Bild OBEN:

LINKS

KONTAKT

H. Maximilian Pühringer O.Praem
Pfarramt Lembach
Marktplatz 13
4132 Lembach

e-mail: pfarre.lembach@dioezese-linz.at
Tel: +43 (0)7286 8214
+43 (0)676 88084811
Fax: +43 (0)7286 8214

Kanzleistunden:
Dienstag 17:00 – 18:00 Uhr
Mittwoch 9:15 – 11:45 Uhr

Profilbild von Wort zum Sonntag (G)
Wort zum Sonntag (G) Pfarre Lembach Religion
Verfasst am: 13.10.2024
Zugriffe: 46