Samstag, 14. September 2024 – Fest der Kreuzerhöhung – „Die vier Kreuze der Menschen“

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER


Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!

„Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat,“ so beten wir im vierten Gesätzchen des schmerzhaften Rosenkranzes. Ich persönlich muss hier oft an ein weiteres Ereignis aus der Passionsgeschichte denken, an die fünfte Station des Kreuzweges: „Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.“

Predigt Kreuzerhöhung, 14.9.2024 – Perikopen: Num 21,4-9 Joh 3,13-17
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach, Neustift

Es war im Jahr 335

Das Kreuzfest im September hat seinen Ursprung in Jerusalem; dort wurde am 13. September 335 die Konstantinische Basilika über dem Heiligen Grab feierlich eingeweiht. Der 13. September war auch der Jahrestag der Auffindung des Kreuzes gewesen. Am 14. September, dem Tag nach der Kirchweihe, wurde in der neuen Kirche dem Volk zu ersten Mal das Kreuzesholz gezeigt („erhöht“) und zur Verehrung dargereicht. Später verband man mit diesem Fest auch die Erinnerung an die Wiedergewinnung des heiligen Kreuzes durch Kaiser Heraklius im Jahr 628; zuvor war das Kreuz an die Perser verloren gegangen, Heraklius brachte es feierlich an seinen Platz in Jerusalem zurück.

Die vier Kreuze der Menschen

Ja, selbst der Herr war froh, dass ihm jemand geholfen hat sein schweres Kreuz hinaufzutragen auf den Berg Kalvaria, wo er sich für das Heil der Welt geopfert hat, und in jeder Messe wird dieses Kreuzesopfer unblutig Gegenwart, ist die gleiche Liebe da die den göttlichen Heiland bewegte. Auch Simon war bewegt von Liebe und Mitleid. So hat er dem Herrn geholfen das Kreuz zu tragen. Genau das dürfen wir ihm gleich tun. Wir dürfen auch den Menschen helfen ihre so unterschiedlichen Kreuze zu tragen. Vier Kreuze scheinen mir besonders verbreitet. Auf sie wollen wir schauen, dass wir beim Tragen helfen können.

Der einsame Mensch

Erstens: Das Kreuz der Einsamkeit. Obwohl der Mensch von heute so vernetzt ist und es viele digitale Kommunikationsmöglichkeiten gibt, so sind doch viele Menschen einsam. Das wird ein Kreuz. Ich denke hier an den Kranken am Betesda Teich, der zu Jesus sagt: „Ich habe keinen Menschen.“ „Ich habe keinen Menschen.“ Wäre ein solcher Satz nicht umzudrehen, indem ich mich bemühe ein Mensch für die anderen Menschen zu sein? Es gibt Möglichkeiten das Kreuz der Einsamkeit mitzutragen: ein paar aufmerksame Zeilen, oder eine Whats-App, die das Gefühl vermitteln „ich denke an dich.“ Ein Anruf, ein Besuch, eine kleine Aufmerksamkeit. Das Kreuz der Einsamkeit in meiner Umgebung kann ich tragen helfen, wenn ich aufmerksam bin. Das kommt von aufmerken. Ich merke auf, was sich um mich herum abspielt.

Der arme Mensch

Zweitens: Das Kreuz der Armut. Es gibt viel Armut, auch bei uns, materielle Armut, Beziehungsarmut, geistige Armut, Glaubensarmut. Um das Kreuz der Armut tragen zu helfen braucht es eines, nämlich, dass Bekenntnis, dass ich vor Gott selber immer auch arm und bedürftig bin. Man kann noch so viel Geld am Konto haben, aber vor Gott ist man immer arm, ein Bettler, wie es die Armutsbewegungen des Mittelalters ausgedrückt haben. Die Bettelorden mit Franz von Assisi haben der Kirche sehr gut getan. Die Haltung des Loslassens ist so wichtig und so schwierig zugleich.

Ein Satz des Apostels Paulus bringt mich immer wieder zum Nachdenken: „Er, (Christus) der reich war, wurde aus Liebe arm, und durch seine Armut hat er uns reich gemacht.“ Wo wir das zumindest ein bisschen verstehen, können wir helfen das Kreuz der Armut zu tragen. Manchen Menschen, aber wahrscheinlich wirklich nur sehr wenigen, gelingt das radikal. Ich denke da an Mutter Theresa. Ein Journalist hat sie einmal bei ihrem Dienst an den Sterbenden beobachtet. Ein völlig verdreckter, von Geschwüren gezeichneter, mit stinken Lappen bekleideter Mann wurde hereingetragen. Mutter Theresa bückte sich und umarmte ihn mit großer Herzlichkeit. „So einen Dienst könnte ich nicht für eine Million Dollar tun,“ wandte sich der Journalist entsetzt ab. „Ich auch nicht,“ sagte Mutter Theresa.


Kinder Kirche

am Sonntag, 15. September um 10 Uhr in der Pfarrkirche Lembach


Der unfreie Mensch

Drittens. Das Kreuz der Unfreiheit. Unsere Zeit redet zwar gerne davon, dass die Freiheit das höchste Gut ist, aber es bleibt oft sehr theoretisch. Viele Menschen fühlen sich unfrei, sind nicht wirklich frei. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit,“ sagt der Apostel Paulus. Was müssen wir tun um freier zu werden, das Kreuz der Unfreiheit tragen zu helfen. Ich denke eines: Aufschauen, den Blick erheben. Das ist die Botschaft der Lesung. Gott lässt die Giftschlangen nicht sterben. Er lässt sie weiter da sein. Aber wenn ein Mensch gebissen wird, soll dieser auf die Kupferschlange aufschauen und er wird geheilt. Das todbringende Gift, das den Menschen versklavt, wird nicht eliminiert. Es bleibt in der Welt. Aber es gibt ein Gegenmittel. Der Blick auf den Gekreuzigten schenkt Leben, Heilung und neue Freiheit.

Im Alltag müssen wir immer wieder aufschauen, einender helfen die Augen zum Himmel zu erheben. Ein Psalmwort kann hier eine große Hilfe sein. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht.

Der kranke Mensch

Viertens: Das Kreuz der Krankheit. Viele Menschen haben das Kreuz einer Krankheit zu tragen. Viele Menschen helfen beim Tragen: Ärzte, Pflegepersonal, oder auch Pflege in der Familie. Danke dafür. Das Kreuz der Krankheit tragen helfen, bedeutet aber auch Hoffnung auf Heilung und Heil spenden. Auch wenn Heilung in diesem Leben nicht mehr möglich ist, die Hoffnung auf Heil haben wir immer und an die dürfen wir uns erinnern. Christus ist Arzt, Apotheker, da gibt es Darstellungen von ihm in dieser Funktion. Christus ist der Heiland. Es geht um Begegnung mit dem heilenden Christus, denn es strömt eine Kraft von ihm aus, die alle heilte, heißt es im Evangelium. Thomas Halik, ein tschechischer Priester und Schriftsteller schreibt: „Zum christlichen Glauben gehört der Mut, die Wunden unserer Zeit wahrzunehmen und sie mit dem Glauben berühren.“ Wunden mit dem Glauben berühren, das ist es, das mach die Hoffnung auf Heil und Heilung groß in unserem Herzen.

Liebe Brüder und Schwestern!

„Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.“ und „Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.“ Nehmen wir selber unsere Kreuze auf uns, und helfen wir einander unsere Kreuze zu tragen. Dann schwindet manche Einsamkeit und wir werden reicher, freier und gesünder, ja ganzheitlich Heil, denn zum Heil sind wir berufen und durch sein heiliges Kreuz hat er die Welt erlöst. Amen.


Sonntags-Evangelium, 15. September 2024 – Markus 8, 27-35

In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsaréa Philíppi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für sonst einen von den Propheten.

Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen. Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete mit Freimut darüber.

Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.


Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Verfasst am: 14.09.2024
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