Therese Neumann, die Seherin von Konnersreuth in der bayerischen Pfalz. Sie trug an bestimmten Tagen die Wunden Christi an ihrem Körper (Stigmata) und hatte Visionen vom Leben Jesu. Foto aus dem Jahr 1927

Sonntag, 18. August 2024 – ‚Resl von Konnersreuth‘ – die etwas andere Art von ‚Wonder Woman‘

DAS WORT ZUM SONNTAG - Predigt von Pfarrer Maximilian PÜHRINGER


Liebe Brüder und Schwestern im gemeinsamen Glauben!

Woraus lernen wir das Meiste? Ich würde sagen aus dem Leben, dem eigenen und dem Leben der Mitmenschen. Ich glaube, dass wir viel Positives entdecken können. Freilich passt nicht alles, bei mir und beim Nächsten. Wir sollten beim Positiven bleiben. Papst Franziskus hat einmal gesagt, dass heute ein einziger Baum der fällt mehr Aufsehen erregt, als ein ganzer Wald, der wächst. Das stimmt.

Predigt 20. Sonntag im Jahreskreis, 18.8.2024 – Perikopen: Eph 5,15-20 Joh 6,51-58
für die Pfarren in Oberkappel, Altenhof, Lembach

Therese Neumann – Wer ist diese Heilige?

Bei der Romwallfahrt mit den Ministranten hatte ich bei der Hin- und Rückreise Zeit ein Büchlein von 150 Seiten zu lesen und ein Leben kennen zu lernen. Es ist das Leben der Therese Neumann, kurz genannt Resl von Konnersreuth, die in Konnersreuth (Oberpfalz) gelebt hat und deren Seligsprechungsprozess läuft. Mich hat dieses Leben beeindruckt. Ich möchte es uns nahe bringen. Es wird nicht alle ansprechen, das ist mir bewusst, aber eine Frage stellt es uns: Wie kann die Gnade Gottes im Leben eines Menschen, in meinem Leben zur Entfaltung kommen? Geboren wurde sie am Karfreitag, 8.April 1898, in Konnersreuth in eine ärmliche Familie. Der Vater Schneider und die Mutter, sie hat 11 Kindern das Leben geschenkt, führte die Landwirtschaft. Resl war eine gute Schülerin, konnte aber nur die Pflichtschule besuchen.

Wer kein Geld hat, darf nicht ins Kloster gehen ..

Ihr Wunsch war es Missionsschwester zu werden. Das schien unmöglich. Wenn man damals ins Kloster gehen wollte, musste man, ähnlich beim Heiraten, etwas mitbringen. Resl wollte sich das verdienen. Dann brach der Erste Weltkrieg aus. Der Vater musste einrücken. Resl war als Arbeitskraft unentbehrlich. Es kam der 10. März 1918, ihr Schicksalstag. Bei der Mithilfe von Löscharbeiten eines Brandes verunfallte die. Sie war nun blind und gelähmt, ans Bett gefesselt. Die Ärzte hatten jegliche Hoffnung aufgeben. Doch es sollte anders kommen, wie sich die Ärzte noch manches in ihrem Leben nicht erklären würden können. Am 20. April 1923 konnte sie auf wieder sehen und am 17. Mai 1925 war sie von der Lähmung geheilt. Die beiden Tage ihrer Heilung waren jene Daten, an denen in Rom Theresia von Liseux selig.- bzw. heiliggesprochen wurde. Bald sollte ein neues Leiden ihr Leben vollkommen umgestalten, das Leiden unseres Herrn Jesus Christus.

‚Resl‘ erhält Wundmale Jesu am eigenen Körper – Unerklärlich für die Ärzte

In der Fastenzeit 1926 empfing sie die Wundmale Jesu und hatte regelmäßig, vor allem an den Freitagen, am stärksten an Karfreitagen, Visionen der Passion Christi, Zustände in denen sie nicht ansprechbar war, die auch fotografisch und filmisch festgehalten wurden. Sie sah den Heiland auf dem Ölberg, bei der Gefangennahme und an der Geißelsäule. Sie schaute das Leiden Jesu, während sie selber litt und die Wunden zu bluten begannen. An fast allen Freitagen hatte sie die Leidensvisionen, an denen die Wunden immer wieder aufbrachen. Die Ärzte konnten es sich nicht erklären. Sie haben die Wunden behandelt, doch sie sind immer wieder aufgebrochen. Die Wunden haben sich in den 36 Jahren, in denen sie bis zu ihrem Tod die Visionen hatte, nie entzündet. Beim Leiden sind sie aufgebrochen und haben sich hernach mit Haut verschlossen.

Visionen vom Leben Jesu in aramäischer Sprache – Unerklärlich für Sprachexperten

In ihren Visionen erlebte sie viel aus dem Leben Jesu. Sie erlebte die Geburt Jesu und seine Kindheit. Sie erlebte zahlreiche Zeichen und Wunder. Am schönsten war es für sie, als sie Ostern erleben durfte. Ihr Leben wurde vom Leben Jesu völlig umgestaltet. Das Wort es Apostels Paulus „nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“ scheint passend. Sie hörte Jesus auch in seiner Muttersprache Aramäisch reden. Man brachte Sprachexperten zu ihr, die die aramäischen Sätze, die sie gehört hatte überprüfen sollten. Diese wollten sie auf eine falsche Fährte locken, in dem sie ihr sagten, das muss anders heißen, das habe sie falsch gehört. Sie ließ sich nicht abbringen. Sie habe es genauso gehört. Die Sprachexperten konnten sich das Ganze nicht erklären, mussten ihr aber Recht geben. Diese Frau mit einfacher Schulbildung konnte sich das Aramäische nicht selber beigebracht haben.

Ein Leben ganz ohne Nahrung, nur mit täglicher Hostie – Unerklärlich für die Welt

Eine weitere unerklärliche Sache in ihrem Leben, freilich nicht unumstritten, damals wie heute, war die Nahrungslosigkeit. Mit der Stigmatisierung nahm sie keine Nahrung mehr zu sich, nur mehr die heilige Kommunion. Das bischöfliche Ordinariat bildete, um den vermeintlichen Schwindel aufzudecken, eine Kommission von zwei Ärzten (einer katholisch, einer evangelisch) und vier Krankenschwestern, allesamt vereidigt, um das zu überprüfen. Fünfzehn Tage lang wurde sie Tag und Nacht strengstens überwacht und alles genau aufgezeichnet. Das Ergebnis war die einwandfreie Feststellung, dass sie in diesen Tagen nichts zu sich genommen habe, außer die Kommunion.

Der Augsburger Bischof Bertram Maier predigte im Herbst 2023 dazu Folgendes: Sie überlebte nach eigenen Angaben 35 Jahre lang nur durch die Hilfe des Herrn, der sie nährte: „Nach meiner Überzeugung und meinem Wissen lebe ich vom sakramentalen Heiland, der in mir …bis kurz vor der nächsten Kommunion verbleibt“. Ich will nicht auf die amtlichen Untersuchungen zu der wundersamen Nahrungslosigkeit eingehen, die damals von kirchlicher Seite eingeleitet wurden. Kardinal Michael Faulhaber, der Erzbischof von München, sagte in einer Predigt vom 6. November 1927: „Wenn sie (Therese) wirklich keine Nahrung zu sich nimmt und von der heiligen Kommunion lebt, dann wäre das göttliche Wort vom Brote des Lebens neu bewiesen.“ Wenn man die Resl fragte, von was sie lebe, sagte sie nie „ich lebe von nichts“, sondern: „Ich lebe vom Heiland.“

Sonntags-Evangelium, 18. August 2024 – Johannes 6, 51–58

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Ich bin das lebendige Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brot isst,
wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch
für das Leben der Welt.
Da stritten sich die Juden
und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch:
Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst
und sein Blut nicht trinkt,
habt ihr das Leben nicht in euch.
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
hat das ewige Leben
und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.
Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise
und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir
und ich bleibe in ihm.
Wie mich der lebendige Vater gesandt hat
und wie ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben,
sie sind gestorben.
Wer aber dieses Brot isst,
wird leben in Ewigkeit.

Schwenk zum heutigen Sonntagsevangelium

Da sind wir beim heutigen Evangelium (siehe oben). Jesus sagt: „Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.“ Resl hatte viele Befürworter, unzählige Menschen kamen zu ihr, um sich von ihr Rat zu holen, sie hatte auch Gegner und Menschen, die nur wegen der Sensationslust kamen. Wichtiger geistlicher Begleiter war ihr Heimatpfarrer Josef Naber. Kaum einer kannte sie so gut wie er. Sie war caritativ tätig, besorgte den Blumenschmuck für die Kirche und initiierte, dass aus Spendengeldern das Gut Fockenfeld in ein Kloster umgewandelt wurde. Am 18. September 1962 starb Therese Neumann. An ihrem Begräbnis nahmen 6000 Menschen teil.

Liebe Brüder und Schwestern!

Für mich ist das Leben der Therese Neumann, deren Seligsprechungsprozess seit 2005 läuft, beeindruckend. Egal wie man dazu steht, ob befürwortend oder ablehnend, wir sind eingeladen nachzudenken, wie in einem Leben die Gnade Gottes dermaßen zur Entfaltung kommen kann. So schließe ich mit einem Zitat aus der erwähnten Predigt von Bischof Bertram Maier: Falls einmal der Tag kommt, an dem Resl von Konnersreuth seliggesprochen wird, werden es nicht nur die über vierzigtausend Anträge aus aller Welt sein, die den Ausschlag geben, sondern – davon bin ich überzeugt – in erster Linie ihre Gotterfülltheit und ihre Freude am Herrn, aus der heraus sie lebte.

Mich freut alles, was vom lieben Gott kommt

„Mich freut alles, was vom lieben Gott kommt.“, lautet ein bekanntes Zitat. Damit meinte sie aber nicht nur Geschenke der Schöpfung wie die Schönheit der Blumen oder ihre geliebten Vögel, sondern auch die Herausforderungen des Lebens wie Krankheit und Leid. Denn tief in ihrem Inneren wusste sie, dass der Heiland für jede und jeden von uns einen Heilsplan hat. Wie genau sich dieser gestaltet, bleibt oft ein Geheimnis. Wir können aber viel gewinnen, wenn wir dem Beispiel Therese Neumanns folgen, in allem auf Gott vertrauen, seine Gegenwart in der heiligen Eucharistie suchen und als Glieder des Volkes Gottes Frucht bringen. Amen.

Biografie zu Therese Neumann (Amazon.de)

Autor Fritz Gerlich war ursprünglich davon überzeugt, dass es sich bei Therese Neumann um einen Schwindel handele. Zu diesem Zweck besuchte er sie in Konnersreuth erstmals im Jahr 1927.
Diese Besuche wiederholten sich im Laufe der nächsten Jahre, er war bei ihren Visionen zugegen, konnte die blutenden Stigmata selbst sehen und sich davon überzeugen, dass Therese viele Jahre lang (36 Jahre insgesamt) ohne jegliche Nahrung lebte.

Aus interreligiöser Sicht interessant ist der Umstand, dass der berühmte hinduistische Heilige Paramahansa YOGANANDA aus Indien in seiner Autobiographie ‚Autobiografie eines Yogi‚ über seinen Besuch bei Therese Neumann in Deutschland ausführlich und erstaunt berichtet.

Dieser Besuch wird auch im Buch ‚Ein mysteriöser Fall‘ von Wolfgang Bauer (Biografie über Therese Neumann) auf Seite 114 erwähnt.

Seltsam & interessant: Der geistige Lehrer von diesem Yogananda (Sri Yukteswar) wird übrigens auf dem Cover der Beatles zu Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band oben links abgebildet.

Ich sage Dir herzlichen Dank für das Lesen meiner Sonntagspredigt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie noch einen schönen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Woche. Ich segne Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. AMEN.

HERZLICHE EINLADUNG – Die Kirche steht Dir immer offen in Lembach. Wenn Messe ist. Wenn Anbetung ist. Aber genau so auch wenn die Kirche gerade leer ist und du einfach Ruhe finden willst. Ich freue mich immer über Deinen Besuch ..
.. und Jesus ganz sicher auch :)))


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Verfasst am: 17.08.2024
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